23 November 2017

Wir müssen in die Politik

Es war eines dieser Gespräche, die ich in jüngster Zeit öfter führte. Wir sprachen über Politiker und Parteien, ärgerten uns lautstark über die FDP und ihre Führung, steigerten uns in eine Wut auf die CSU und ihre Machenschaften hinein, gingen über zur CDU und ihrer wachsweichen Vorsitzenden, die sich aber wundersamerweise immer wieder durchsetzen kann, wehklagten über die SPD, die nicht sozialdemokratisch ist, und so weiter ...

Und dann sah sie mich an und sagte: »Leute wie wir müssen in die Politik. Wir ärgern uns nur, wir stänkern nur herum, aber wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir in eine Partei eintreten.« Nur dann könnten wir etwas ändern, alles andere sei doch verschwendete Zeit.

Ich starrte vor mich hin. Klar, sie hatte recht. Theoretisch funktioniert Demokratie ja so: Engagierte Bürger gehen in die Parteien, bringen sich ein und sorgen dafür, dass ihre Themen auf die Agenda kommen. So entstanden beispielsweise die Grünen – in der erstarrten Drei-Parteien-Republik der späten 70er-Jahre musste sich jemand finden, der sich für die Umwelt engagierte.

Aber jetzt? »Ich war schon einmal politisch aktiv«, sagte ich und verschwieg in diesem Fall meine Mitarbeit in der Anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands. »Ich war Juso, ich war bei der SPD, ich war in verschiedenen politischen Gruppen. Und es hat mich von Sitzung zu Sitzung mehr angeekelt.«

»Aber wenn das alle machen, gehen halt nur die Leute in die Politik, die auf solche Gremien und Diskussionen ernsthaft Lust haben.« Sie blieb stur. »Wenn man engagiert sein will, muss man sich auch engagieren, so einfach ist das.«

Unsere Diskussion endete bald, wir gingen nicht zu sehr ins Detail. Letztlich blieb es bei Konjunktivsätzen mit vielen »wir müssen« und »man sollte«. Ich sehe mich tatsächlich nicht in einer Partei; allein die Vorstellung lässt mich vor Grauen erzittern.

Aber das kann’s ja auch nicht sein …

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Moin moin, Klaus.
Um in einer demokratischen Partei etwas hin zu Besserem zu verändern, müsste man/frau zumindest ein 24/7-Engagement daraus machen. Alles andere bliebe Augenwischerei. Scheitern dann wahrscheinlich, weil Idealisten intern eher ein ausgestrecktes Bein entgegenkommt, als offene Arme.

bonté