21 November 2017

Schöne Aktion von Suhrkamp

Ich bin mir nicht sicher, ob ich das mutig finden soll oder einfach nur »cool«: Der Suhrkamp-Verlag hat die Aktion »wiederentdeckt« gestartet. Was damit gemeint ist? Man bietet auf einen Schlag über 1500 Bücher neu an, die seit längerer Zeit verlagsvergriffen waren. Die sogenannte Backlist wird somit stark aufgewertet.

Warum ich das mutig finde? Es ist sehr aufwendig, eine sogenannte Backlist zu pflegen. Schließlich muss man ein Buch, das schon länger existiert, dafür mit einer gewissen Auflage drucken, legt es irgendwohin, wo es hoffentlich nicht kaputtgeht, und hofft dann, die gedruckte Auflage in einer vernünftigen Zeit verkaufen zu können.

Die Verkäufe sind meist eher gering, und so dauert es echt seine Zeit, bis so ein Backlist-Titel in den schwarzen Zahlen ist. Auf der anderen Seite bindet ein Verlag auf diese Weise viel Kapital: Die Bücher werden gedruckt, auch das Lager kostet Geld, und der Verkauf ist eher schleppend. Bis man also sagen kann, dass sich so ein »altes Buch« richtig lohnt, vergeht einfach einige Zeit.

Es gibt also ein Risiko bei den Verlagen. In jüngster Zeit betrachteten die meisten Verlagsleute und wohl auch Leser die E-Books als Ausweg aus der Misere – für diese muss man nicht für teures Geld drucken. Dass Suhrkamp jetzt bewusst sagt, dass sie kleine Auflagen drucken und sogar auf Print On Demand zurückgreifen, finde ich gut.

E-Books sind eine tolle Sache. Für Menschen, die aber gern ein schönes Buch in der Hand halten, ist diese Aktion ein positives Signal: Print lebt also doch!

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Latha math, Klaus.
Ich lese Geschichten nach wie vor gernst in der gedruckten Form, wohl weil dies dem Akt des Erzählens am nahesten bleibt. E-Books sind hier eine Lage Technik, die sich zusätzlich zwischen die Story & Leser schiebt(*).
Offensichtlich lese ich nicht minder Texte auf einem Bildschirm, via Net zudem - allerdings funktionieren Kritiken, Betrachtungen, Meinungen, Beschreibungen in anderer Weise.

"Farblos der Tag, an dem wir uns Geschichten direkt ins Gehirn laden."
(Myrelle Minotier)

bonté



(*)ähnlich 3D oder VR