19 Juni 2017

Mediale Abstinenz

Wenn ich sage, ich sei zwei Wochen lang unterwegs gewesen, hört sich das nicht einmal so lange an. Richtig wäre wohl zu sagen, es habe sich um drei Wochenenden und die Tage dazwischen gehandelt. In dieser Zeit sammelte ich spannende und schöne Eindrücke, über die ich teilweise in diesem Blog schreiben werde; ich war aber vor allem medial abstinent.

Dass man sich für einige Tage aus dem digitalen Getümmel verabschiedet, ist bekanntlich der aktuelle »heiße Scheiß«, auf den sich vor allem irgendwelche Medienleute schmeißen. »Schaut her!, ich komme 24 Stunden ohne mein Smartphone aus!«, brüllen sie dann in die multimediale Welt. Da ich kein Smartphone besitze – immer noch nicht, hey! –, kann ich solche Sprüche leider nicht bringen.

Ich hielt mich einfach in der ganzen Zeit von allen Medien fern. Der Computer blieb aus, ich ging auch in kein Internet-Café. Ich sah nicht fern, weder daheim noch auf Reisen. Ich hörte kein Radio – na ja, sieht man einer schrägen Musiksendung in Frankreich ab, aber das zählt wohl kaum. Ich las keine Zeitung und keine aktuellen Magazine.

Das war ausgesprochen angenehm.

Ich bekam nichts von irgendwelchem Terror mit, nichts von irgendwelchem Wahnsinn. Ob die Nazis in Karlsruhe marschierten oder das Trampel im Weißen Haus irgendwelchen Unfug von sich gab – ich las und hörte nichts davon. Das Wetter in Deutschland war mir ebenso gleichgültig wie der legendäre Reissack in China. Deutsche Politiker gingen mir am Hintern vorbei.

Das schadete gar nichts. Das Hirn wurde nicht mit Hass konfrontiert, der einen unweigerlich anspringt, wenn man sich auf Medien einlässt. (Auch der eigene Hass – ich gehe regelmäßig an die Decke, wenn ich die Nachrichten anschaue, bin also nicht gerade besser als so ein dämlicher Wutbürger-Proll.) Ich schaute auf schöne Häuser, schöne Strände, schöne Landschaften, ich aß gut, ich trank gut, ich genoss mein Leben.

Vielleicht schaffe ich es, etwas von diesem »Spirit« in die Tage nach dem Urlaub hinüberzuretten. Die Glotze bleibt erst einmal aus.

2 Kommentare:

RoM hat gesagt…

Salut, Klaus.
Dachte mir schon, dass Du auf Freizeit-Tauchstation warst - sich in den Tag baumeln lassen.

Nun ja, Medienleute scheuchen alle paar Tage eine neue Sau durch digitale Dörfer. Da sind sie nicht viel anders als die Trend-Luden, die einem alles mögliche als neuestes must have andichten wollen. Vorgestern 3D. Heute VR. Nur um beim Film zu bleiben. Bullshit ist beides.

Sich in zornige Erregungen zu steigern ist in unserem Alter nicht sonderlich was für die Pumpe. Solide, sarkastische Distanz wirkt besser auf den Blutdruck.
TV-Nachrichten tue ich mir schon seit Jahrzehnten nicht mehr an; Radio (brauchbares Radio!) oder lesbare Zeitungen gewähren einem eine sichernde Distanz - um die Gedanken zu sortieren.

Ich gehöre auch nicht zu denen, die im Sekundentakt mit neuesten Meldungs-Bits zugemüllt werden wollen.
Frühe hatte man/frau in Zeitungsredaktionen noch jemanden, der aus den tickernden Meldungen der Nachrichtenagenturen noch das Wesentliche vom Unwesentlichen trennte.

TV ist seit Jahren unwesentlich. Im Net kann ich mir die Previews, Reviews, Film-Talks eigenständig zusammenstellen. Da können ARD/ZDF meinetwegen alles mit Sport zukleistern... :-)

bonté

J. hat gesagt…

Willkommen zurück in der Welt.